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Eine Gruppe von 21 Personen - Weinbrüder mit Damen und Gästen - verbrachten ein erlebnisreiches Wein-Wochenende auf der badischen Seite des „Schwäbischen Meeres“, dem Bodensee. Auf der Hinfahrt regnete es noch, aber bereits beim der ersten Stopp am Rastplatz Hegnau rissen die Wolken auf, die Sonne zeigte sich und begleitete die Weininteressierten während des gesamten Ausflugs.

Anita Schmidt vom Winzerverein Hagnau führte fachkundig durch den Keller und die historische Kelter und leitete mit viel Sachverstand die Weinverkostung. Der Winzerverein Hagnau wurde 1881 von dem Volksschriftsteller und Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob gegründet und ist heute mit rund 60 Winzerfamilien und einer 155 Hektar großen Rebfläche der größte genossenschaftliche Weinbaubetrieb am Bodensee. Die typischen Rebsorten am Bodensee sind Müller-Thurgau, Spät- Weiß- und Grauburgunder sowie seit kurzem auch Sauvignon Blanc.

Nach einem Pinot Rosé Sekt trocken zum Auftakt erwarteten 9 weiße und 2 rote Weine die höchst interessierten Weinbrüder. Zur Verkostung kamen Müller-Thurgau, Kerner, Sauvignon Blanc, Auxerrois, Weißburgunder, Grauburgunder, und Spätburgunder. Vor allem Müller-Thurgau und Weißburgunder zeichneten sich bodenseetypisch durch filigrane Feinheit und Eleganz aus. Eine Überraschung waren die Spätburgunder, die wesentlich leichter strukturiert sind als beispielsweise die Weine der gleichen Rebsorte aus dem Kaiserstuhl.

Beim Mittagessen auf der überdachten Terrasse des Gasthauses „Seeblick“ in Hagnau genoss die Gruppe gleichermaßen den herrlichen Blick über den Bodensee und die leckeren Bodenseefelchen. Ein Weißburgunder des Weinguts Aufricht aus Stetten gab einen Vorgeschmack auf die zweite Verkostung des Tages.

Das Weingut Aufricht ist einer der absoluten Spitzenerzeuger der Bodenseeregion. Die Weinberge liegen im Meersburger Landschaftsschutzgebiet und reichen bis direkt ans Bodenseeufer. Die dadurch besonderen klimatischen Bedingungen und die Böden – eiszeitliche Endmoränen, durchzogen von sandigem Lehm – bieten ideale Bedingungen für Weiß- wie für Rotweine. Die Spezialitäten des Weingutes sind neben seinem viel gerühmten Müller-Thurgau aus über vierzigjährigen Reben die Sorten Weiß-, Grau und Spätburgunder. Angebaut werden außerdem Auxerrois, Gelber Burgunder, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Riesling und Blauer Frühburgunder. Große Jahrgänge werden ins Barrique gelegt, außerdem wird mit der Cuvéetierung harmonisierender Sorten gespielt.

Die Weinbrüder waren sehr gespannt auf diese Probe. Andrea Ammerseder stellte Müller-Thurgau, Weißburgunder, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Scheurebe und Riesling sowie einen Rosé-Cuvée und zwei Spätburgunder vor. Übereinstimmend konnte festgestellt werden, dass sich Aufricht-Weine auszeichnen durch eine filigrane, ja geschliffene Eleganz.

Zum Abschluss des Tages stand ein überaus leckeres Menü im bekannten Restaurant „Waldhorn“ in Ravensburg – dem Übernachtungsort – auf dem Programm. Nach einer asiatisch angehauchten Spargelsuppe als Amuse gueule folgten hausgemachte Matjes vom Seesaibling an Gurkenschaum mit Bratkartoffeln und Feldsalat. Das Hauptgericht war ein Duett von Ochsenbacke und –rücken mit Kartoffel-Selleriepüree und Tagesgemüse. Den süßen Schlusspunkt setzte Créme brûlée von Passionsfrucht mit Nutella-Eis. Das vorzügliche Essen mit korrespondierenden Weinen vom Weingut Geiger stieß auf große Zustimmung.

Absolutes Highlight des Ausfluges war am Sonntag eine Drei-Länder-Weinprobe Schweiz – Österreich – Weingut Markgraf von Baden in der Torkel von Schloss Salem. Schloss und Kloster Salem ist eines der herausragenden Kulturdenkmale in Baden-Württemberg und kann auf eine 800-jährige Geschichte zurückblicken. Es umfasst ein beeindruckendes Ensemble von mittelalterlicher Kirche und barocken Klostergebäuden, ist das älteste Zisterzienserkloster und war die reichste Abtei.

Mit der Auflösung des Klosters gelangte Salem 1802 in den Besitz der Markgrafen von Baden, die seit dieser Zeit auch die umfangreichen Rebflächen des ehemaligen Zisterzienserklosters kultivieren. Nach dem Ersten Weltkrieg gründeten sie die immer noch existierende, bekannte Schule. Das Haus Baden verkaufte das Anwesen 2009 zum überwiegenden Teil an das Land Baden-Württemberg, ist aber nach wie vor Besitzer des Weingutes „Markgraf von Baden". Der Sortimentsbogen spannt sich vom Gutswein über die lokaltypischen Ortsweine bis hin zu den exquisiten Weinen aus Erster Lage. Angebaut werden vor allem Spätburgunder, Müller-Thurgau, Grauburgunder, Weißburgunder, Riesling, Chardonnay, Schwarzriesling.

Die liebenswürdige und sehr engagierte Elisabeth Lanz hatte mit viel Herzblut eine ungewöhnliche und sehr spannende Probe aus der länderübergreifenden Bodenseeregion zusammengestellt. Sie hat die Liebe zum Wein gewissermaßen in den Genen, auch ihr Vater ist beruflich in der Weinwirtschaft tätig. Nach einem Rundgang durch die weitläufigen Keller und die Anlage des Schlosses kamen 18 Weine zur Verkostung. In 3-er Flights wurden Rivaner mit Müller-Thurgau, Grauburgunder mit Pinot Gris, Sauvignon blanc, Chardonnay, sowie Pinot Noir, Blauburgunder und Spätburgunder und zum Abschluss Spätburgunder und Pinot Noir probiert. Je nach Land bzw. Winzer finden für dieselbe rote Rebsorte die drei unterschiedlichen Bezeichnungen Verwendung. Außer der Reihe kam außerdem noch ein markgräflicher Auxerrois ins Glas. Die – je nach Land – zum Teil völlig unterschiedlich ausgebauten Rebsorten miteinander zu vergleichen, machte der gesamten Gruppe viel Freude. Man darf verraten, dass die exzellenten Weine aus dem markgräflichen Weingut Schloss Salem geschmacklich, aber auch im Preis-Leistungs-Verhältnis hervorragend abschnitten.

Nach Beendigung der Probe und kurzer Fahrt verabschiedete sich Elisabeth Lanz auf einem herrlichen Aussichtspunkt direkt oberhalb der Wallfahrtskirche Birnau mit einem Rosé-Secco von den Wein-Begeisterten – der ideale Apéritif für das klassische Spargelessen direkt am Seeufer im „Rebmannshof“, unterhalb der Birnau gelegen.

Voll guten Essens, exzellenter Weine und herrlicher Eindrücke ließ die Gruppe die schönen Erlebnisse des Wochenendes auf der Busfahrt nach Hause ausklingen.

Uta Volz